Tupfstrich

Mein erster Erdkundelehrer, Herr Heeger, den wir alle nur Ayatollah Heeger nannten, wegen seines Bartes und seines herrischen Lehrstils, hat das Semikolon noch ‚Tupfstrich‘ genannt; er hasste alle Fremdwörter.

Ich mag das Semikolon. Auch als Smiley; wobei ich automatische Umwandlung in Grafiken wiederum hasse. Ich verheegere zusehends 😉

Dem Duden zufolge kann das Semikolon „zwischen gleichrangigen SĂ€tzen oder Wortgruppen stehen, wo der Punkt zu stark, das Komma zu schwach trennen wĂŒrde“ und soll zusammengehörige Gruppen in AufzĂ€hlungen markieren. Die Schriftstellerin Juli Zeh nennt den Strichpunkt „das Zeichen der Unentschiedenen, der Zauderer, der GrenzgĂ€nger, der Wanderer zwischen den Welten“; aber manchmal wĂ€hlt man eben bewusst das Dazwischen, den vagen freien Raum. Oder, noch luftiger formuliert es eine taz-Leserin: Ein Semikolon gebe der Pause ein lebendiges Vibrato. „Das Komma ist ein Arbeitstier; es ist der Notwendigkeit verhaftet.“ Schön, oder? Und im folgenden Auszug aus dem Text einer Kollegin gewinnt die Passage – und damit die psychologische KriegsfĂŒhrung – erst richtig Fahrt: „Im Job ĂŒbt man sich bevorzugt in psychologischer KriegsfĂŒhrung; da werden bestĂ€ndig feine Spitzen gesetzt, die das Selbstbewusstsein der Kollegen langsam aber sicher ankratzen.“ – SZ